Dr. Chiara Ferella

Anschrift:
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Graduiertenkolleg 1876
Hegelstr. 59
55122 Mainz

E-Mail
Tel.: 06131 39-38357

Projekttitel: "Metaphern in frühgriechischen Konzepten von Kosmos, Natur, Körper und Geist"

Projekt:

Mit ihrer Frage nach dem Ursprung und der Natur aller Dinge führten die frühgriechischen Denker in der westlichen Welt die erste wissenschaftliche Untersuchung des Kosmos und der Menschen ein. Dabei gestalteten sie die antiken Konzepte von Kosmos, Natur, Körper und Geist um und beeinflussten damit maßgeblich die späteren Überlegungen von Platon und Aristoteles. Ziel des Projektes ist eine umfassende und systematische Untersuchung dieser Konzepte in der frühgriechischen Philosophie. Der Fokus der Untersuchung liegt auf den Metaphern, in denen diese Konzepte ausgedrückt sind, und auf ihrer Rolle in der Gestaltung, Entwicklung und Entfaltung von frühphilosophischen Vorstellungen des Kosmos und des Menschen. Ausgangspunkt des Projektes ist die von modernen Metaphern-Theorien (insbesondere der „konzeptuellen Metapherntheorie“, CMT) bewiesene kognitive Funktion der Metapher und ihr Potential, abstraktes Wissen zu erzeugen und strukturieren. Da abstrakte Konzepte oft metaphorisch konstruiert sind, kann die Metapher als Fenster fungieren, um diese zu untersuchen und auszuwerten. In diesem Rahmen soll erforscht werden, welche Elemente der altgriechischen Welt in der frühgriechischen Philosophie als Quellenbereich der Metapher besonders produktiv sind. Dies ermöglicht die Identifikation von Wahrnehmungs- und Erfahrungsgrundlagen, welche der Entfaltung der Konzepte von Kosmos, Natur, Körper und Geist zugrunde liegen. Parallel werden die Zusammenhänge und Hierarchien unter den einzelnen Elementen im Quellbereich der Metapher und ihr Strukturierungspotential im Zielbereich analysiert, d.h. für die Konstruktion der obengenannten Konzepte. Solch eine Untersuchung ist von wesentlicher Bedeutung, um die analysierten Konzepte gründlich und vollständig zu erfassen und zu verstehen. Dabei sind zwei Aspekte besonders zu berücksichtigen. Einerseits muss man die durch Metaphern-Analyse rekonstruierten Konzepte durchweg und systematisch in Bezug auf die vorphilosophische Literatur betrachten, denn die vorsokratischen Metaphern wurzeln darin. Andererseits muss man die frühphilosophischen Konzepte von Kosmos, Natur, Körper und Geist in Zusammenhang mit vergleichbaren Vorstellungen in weiteren wissenschaftlichen Texten (z.B. den Hippokratischen Schriften) auswerten, sowie ihre Entwicklung bei späteren Philosophen, vor allem bei Platon und Aristoteles, untersuchen. Dies wirft die Frage nach dem Zusammenhang zwischen den (traditionellen) Metaphern, der kreativen Vorstellung und den philosophischen Überlegungen über den Kosmos und die Menschen auf. Inwiefern lösen Metaphern kreatives und theorieproduktives Denken aus? Zu welchem Zweck werden konventionelle Metaphern wiederbelebt bzw. frische Metaphern entwickelt? Wie und inwiefern tragen diese zur Entfaltung traditioneller Vorstellungen und der Entwicklung philosophischer Konzepte von – und Theorien über – Kosmos, Natur, Körper und Geist bei? Schließlich wird diese Studie auch die Frage nach den vorsokratischen Kriterien für eine wertvolle wissenschaftliche Theorie über den Kosmos und den Menschen, sowie nach der Rolle der Metapher in der Entwicklung der wissenschaftlichen Methode und Diskurs vor Aristoteles beleuchten.