Dr. Alexa Rickert

Projekttitel: "Das tägliche Brot. Eine vergleichende Studie zur Bezeichnung und Verwendung von Nahrung in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit"

Projekt:

Das interdisziplinäre Projekt AGROS (Agriculture, diet and nutrition in Greco-Roman Egypt. Reassessing ancient sustenance, food processing and [mal]nutrition) befasst sich auf Grundlage der archäologischen Sammlung von Pflanzen- und Tierresten, die im Kelsey Museum of Archaeology (USA) aufbewahrt werden, mit der Ernährung im griechisch-römischen Ägypten. Die mit den Methoden der Archäobotanik, Archäozoologie, Ernährungsbiochemie und Mikrobiologie gewonnenen Erkenntnisse werden durch Informationen aus papyrologischen Zeugnissen und hieroglyphischen Quellen ergänzt. An dem Projekt sind Forscher der Vrije Universiteit Brussel, der KU Leuven, der Université de Liège, des Kelsey Museum of Archaeology, der University of Michigan und der Université de Namur beteiligt. Letztere beherbergt den ägyptologischen Teil des Projekts, welcher unter der Leitung von Prof. Dr. René Preys durchgeführt wird.

In diesen Rahmen fügt sich das postdoktorale Forschungsprojekt ein, das Dr. Alexa Rickert unter dem Arbeitstitel Das tägliche Brot. Eine vergleichende Studie zur Bezeichnung und Verwendung von Nahrung in ägyptischen Tempeln der griechisch-römischen Zeit an der Université de Namur in Assoziation mit dem Graduiertenkolleg 1876 (Mainz) verfolgt. Da die ägyptologische Tradition davon ausgeht, dass die den Gottheiten in den Tempeln dargebrachten Speiseopfer nach Abschluss des Rituals an den Klerus verteilt wurden, zielt eine der Fragestellungen des Projektes darauf ab, herauszufinden, inwieweit diese Opfergaben mit der Ernährung der Priester in Zusammenhang stehen. Die Untersuchung der Arten von Lebensmitteln, die im Tempel vorhanden sind, wirft auch die Frage auf, warum bestimmte Gerichte (z. B. Fisch oder Eier) in den Darstellungen und Beschreibungen der Opfergaben nicht vorkommen.

Um dem umfangreichen Textmaterial zur Nahrung in den späten Tempeln Ägyptens aussagekräftige Informationen zu entnehmen, stützt sich die Untersuchung auf die Fallstudie zu einem durch den architektonischen Rahmen klar definierten Textkorpus aus den Naoi der Tempel von Edfu und Dendara. Anhand dieses Materials wird studiert, welches Vokabular für Nahrungsmittel eine Rolle spielt und ob Unterschiede zwischen den beiden Kultorten in Bezug auf die Auswahl und die Verteilung der Nahrungsbezeichungen innerhalb der einzelnen Räume des Tempels bestehen. In Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen von der KU Leuven wird untersucht, inwiefern das Vokabular für Nahrung in den Tempeltexten mit den papyrologischen Quellen korrespondiert. Auch mögliche Diskrepanzen zwischen den Darstellungen der Nahrung im Tempel und den zugehörigen Texten werden in den Blick genommen. Hiervon ausgehend widmet sich das Projekt dem sogenannten Opferumlauf, der zunächst in der Weiterleitung der Opfergaben von der Hauptgottheit an die anderen Gottheiten des Tempels, letztendlich aber auch in der Versorgung der Priester besteht. Über die ihm zugrunde liegenden Fragen, welche die Definition von Nahrung und Nahrungskategorien im Alten Ägypten sowie das Verhältnis zwischen dem Menschen und der ihn ernährenden Umwelt betreffen, schließt sich das Forschungsvorhaben an die thematischen Kernbereiche des Graduiertenkollegs 1876 an und setzt auch interdisziplinär neue Akzente.