Projekttitel: Konzepte hethitischer Heilpraktik
Betreuer: Prof. Dr. Doris Prechel, Prof. Dr. Klaus-Dietrich Fischer
Dissertationsprojekt:
Die Hethiter waren ein anatolisches Volk des 2. Jahrtausends v. Chr. und eine der Großmächte des alten Orients. Sie expandierten von der Hauptstadt Ḫattuša – dem heutigen in der Türkei gelegenen Dorf Boğazköy – nach ganz Anatolien sowie nach Syrien und Palästina, bis es kurz nach 1200 v. Chr. zum Fall des hethitischen Imperiums kam. Da im Bereich der Hethitologie Untersuchungen zu Konzepten hethitischer Heilpraktik bislang fehlten, widmete sich das Dissertationsprojekt diesem Themenkomplex. Hethitische Quellen, Keilschrifttafeln aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausend v. Chr., reflektieren, zumindest vordergründig, eine traditionelle Volksheilkunde. Diese basiert auf der Kenntnis pflanzlicher Drogen und magischer Praktiken, denen der Glaube zugrunde liegt, dass Krankheiten durch Dämonen, Gottheiten oder Hexerei verursacht werden. Der „Magie“ kommt demnach in der hethitischen Medizin eine essenzielle Bedeutung zu. Während die wichtigsten Informationen einerseits aus den sogenannten medizinischen Texten, medizinischen Omina, magischen Ritualtexten, Briefen und anderen literarischen Quellen aus hethitischen Archiven entnommen wurden, wurden andererseits hethitische Heilpraktiken durch importierte medizinische Texte und aus Ägypten und Mesopotamien stammenden Ärzten beeinflusst. Entsprechend wurden in der Untersuchung auch nicht-anatolische Quellen in der Arbeit zu berücksichtigen sein. Um ein vollständiges Bild medizinischer und sozio-kultureller Konzepte von Krankheit und erkrankten Personen in der hethitischen Gesellschaft zu erhalten, sollten folgenden Aspekte analysiert werden: Konzepte von Krankheit; Lexikografie und Semantik heilpraktischer Begriffe; Fachleute hethitischer Heilpraktik; Beziehungen zwischen hethitischer Medizin und magischer Welt; Entwicklungsphasen hethitischer Heilpraktik und Einflüsse anderer Kulturen; sozialer Status erkrankter und behinderter Menschen in der hethitischen Gesellschaft. Aus der Untersuchung dieser Faktoren hat sich ein Bild ergeben, das neue bedeutende Perspektiven über die hethitische Materia Medica aufzeigt und weitergehende Einblicke in die gesellschaftliche Dynamik sowie den Volksglauben und das Wissen in Bezug auf Gesundheit, Krankheit, Behinderung und therapeutische Behandlung liefert.
Das Dissertationsprojekt wurde im April 2017 abgeschlossen.
Die Arbeit wurde veröffentlicht als Zubieta Lupo, V., Konzepte hethitischer Heilpraktik, 2022.