Oxana Polozhentseva, M.A.

Projekttitel: Tote Körper: Semantiken des Sterblichen / Vergänglichen in den mittelalterlichen deutschen Texten.

Betreuerinnen: Prof. Dr. Claudia Lauer, Prof. Dr. Tanja Pommerening

Dissertationsvorhaben:

Dem Thema „Tod“ kommt neben solchen Themen wie „Liebe“, „Krieg“ und „Herrschaft“ in der Literatur aller Zeiten und aller Sprachen ein bedeutender Platz zu. Auch für die germanistische literaturwissenschaftliche Mediävistik ist dieser Bereich von zentralem Interesse, denn: in den mittelalterlichen Texten wird viel gestorben. Der literarische Diskurs über Sterben und Tod wird in verschiedenen Gattungen und Texttypen des Mittelalters geführt. Er ist sowohl in der geistlichen als auch erzählenden und liedhaften Literatur sowie in Sachtexten präsent. Ein wichtiger Bestandteil des Diskurses über Sterben und Tod ist der tote Körper, der einen offensichtlichen Beweis der Tatsache des Todes sowohl im realen Leben als auch in der fiktiven Welt der Literatur darstellt. Der menschliche Körper hat in der modernen Forschung, auch im Bereich der literaturwissenschaftlichen Mediävistik, als Forschungsobjekt an Bedeutung gewonnen. Man strebt eine Abkehr von der „körperlosen“ Geschichtsschreibung zur Geschichte des Körpers selbst an. Davon ausgehend setzt sich das beabsichtigte Forschungsvorhaben damit auseinander, wie tote Körper in der Literatur des Mittelalters dargestellt werden, welchen Platz sie in der Handlung einnehmen können und welche Rolle ihnen vom mittelalterlichen Autor zugeschrieben wird. Zum Textkorpus gehören deutsche Texte des Mittelalters verschiedener Gattungen, die um 1200 entstanden sind. Im Rahmen eines erweiterten Literaturbegriffs werden einerseits mittelalterliche Sachtexte, nämlich Rechts- und Medizintexte verschiedener Art, andererseits Heldenepik sowie Höfische Romane zur Arbeit herangezogen. Das Hauptziel ist dabei, die Episoden mit toten Körpern aus möglichst unterschiedlichen Texttypen des Mittelalters zu erfassen und sie unter Zuhilfenahme von diskursanalytischen Ansätzen zu erforschen. In der Arbeit wird nicht der Frage nachgegangen, was in der Realität in dieser Zeitperiode passierte, sondern es wird die Frage behandelt, wie die toten Körper in den mittelalterlichen Texten kontextualisiert und verbalisiert werden.