Dr. Victoria Altmann-Wendling

Projekttitel: MondSymbolik - MondWissen. Lunare Konzepte in den ägyptischen Tempeln griechisch-römischer Zeit.

Betreuerinnen: Prof. Dr. Tanja Pommerening, Prof. Dr. Marion Gindhart

Dissertationsprojekt:

Aus topozentrischer Perspektive stellt der Mond neben der Sonne die größte und hellste Himmelserscheinung dar. Seine im Laufe eines Monats wechselnde Gestalt, sein temporäres Verschwinden bei Neumond sowie das exzeptionelle Ereignis einer Mondfinsternis haben Menschen aller Zeiten zum Nachdenken über Ursachen und Wirkungen dieser Phänomene angeregt. Entsprechende Mythen antiker und rezenter Kulturen sind in Kosmologien, Zeugnissen des Volksglaubens und Ethnographien überliefert. Zweifelsohne kam zudem in vorindustriellen Gesellschaften ohne (elektrische) Lichtquellen der nächtlichen Beleuchtung durch den Mond und deren wechselnder Intensität eine ungleich größere Bedeutung zu als heutzutage. Im Alten Ägypten wurde der Mond mit den Begriffen Iah bzw. Iun-Haa bezeichnet. Ikonographisch erscheint zum einen der tatsächliche Himmelskörper als Scheibe mit begleitender Sichel, zum anderen eine anthropomorphe oder zoomorphe Gottheit mit einer solchen Scheibe auf dem Kopf. In der Ägyptologie wurde der Mondgott bisher zu einem gewissen Grad vernachlässigt, da er hinter dem ansonsten dominanten Sonnenkult zurücktrat. Im Rahmen des Dissertationsvorhabens sollte diese Lücke gefüllt und erstmals unter Zusammenführung aller relevanten, den Mond betreffenden Inschriften und Darstellungen ein umfassendes Bild von Wesen und Wirkung des Gottes gezeichnet werden. Dabei wurde untersucht, wie die Phänomenologie des Mondes und seine monatlich feststellbare Veränderung in die altägyptische Kultur und Religion eingebettet wurden. Von Interesse war ferner, welche Erklärungen für bestimmte Phänomene entwickelt werden, z. B. wie Zu- und Abnahme entstehen und was bei seinem Verschwinden bei Neumond passiert. Als Quellen wurden die Tempel- und Funerärtexte der griechisch-römischen Zeit herangezogen (3. Jh. v. Chr. – 3. Jh. n. Chr.). Durch Neu- und Erstübersetzungen sowie eine ausführliche Kommentierung wurde gezeigt, welche astronomischen Beobachtungen und Mondphasen den Texten zugrunde liegen. Die Analyse gestattete Aussagen zur Kontextualität des Mondes und der jeweiligen Bewertung seines Charakters.

Das Dissertationsprojekt wurde im März 2017 abgeschlossen.

Die Arbeit wurde veröffentlicht als Altmann-Wendling, V., MondSymbolik – MondWissen. Lunare Konzepte in den ägyptischen Tempeln griechisch-römischer Zeit (Studien zur spätägyptischen Religion, 22), Wiesbaden 2019.