Yossra Ibrahim, M.A.

Projekttitel: Lights of Eternity – Untersuchungen zu Konzepten, Tradition und Innovation in den altägyptischen Himmelsdiagrammen

Betreuerinnen: Univ.-Prof. Dr. Tanja Pommerening, Prof. Dr. Marion Gindhart

Projekt:

Darstellungen von verschiedenen astronomischen Elementen gelten als einzigartige Informationsquellen über altägyptische Konzepte der Himmelskunde. Diese aufwändigen Szenen sind allgemein als Celestial Diagrams bekannt; solche Szenen sind in einer Reihe von Quellen zu finden: etwa im Inneren von Sargdeckeln, auf Wasseruhren sowie an Decken von Tempeln und Gräbern. Trotz der Vielfalt dieser Quellen wurden Konzepte zu Himmelsphänomenen im Alten Ägypten vergleichsweise selten dargestellt. Darüber hinaus ist die Zahl der verfügbaren Quellen nur ein kleiner Ausschnitt aus einem großen Wissensschatz von altägyptischen Vorstellungen über Himmelskörper und die Beobachtung von Himmelsphänomenen sowie deren Einfluss und die Integration Ideologien und kulturellen Zuschreibungen in diesem Bereich.
Obwohl die erhaltenen Himmelsdiagramme eine der ausdrucksstärksten Möglichkeiten, mit denen die alten Ägypter himmlische Phänomene und Konzepte visuell dokumentierten, ist die Forschung zu diesem Thema nach wie vor spärlich. Eine umfassende Untersuchung des kulturhistorischen Kontextes ist bislang noch nicht erfolgt und wird neue Einblicke liefern. Daher werden in dieser Studie die Darstellungen von Himmelsdiagrammen aus dem Neuen Reich bis zur griechisch-römischen Zeit (ca. 1473–125 n. Chr.) untersucht. Unterschiedliche Diagramme aus einer Vielzahl von Zeiträumen werden zusammengeführt und auf die zentrale Frage nach gemeinsamen Elementen sowie einem Wandel der Tradition und der Einbeziehung neuer Komponenten hin untersucht. Das Ziel besteht darin, die verschiedenen Versionen der Celestial Diagrams zu bewerten, den Einfluss rezenter religiöser, politischer oder „wissenschaftlicher“ Ideen auf die Darstellungen zu untersuchen und darzulegen, wie sich diese Himmelsrepräsentationen im Laufe der Zeit verändert oder entwickelt haben. Diese Dissertation zielt darauf ab, Traditionen, Innovationen und neuartige Konzepte, die in den Himmelsdiagrammen in verschiedenen Zeiträumen verkörpert sind, darzulegen. Die zu untersuchenden Materialien werden sorgfältig kontextualisiert und bewertet, um ein umfassendes und detailliertes Verständnis der Himmelsdiagramme zu ermöglichen.
Kern der Studie sind die erhaltenen astronomischen Diagramme; die Analyse basiert vornehmlich auf ikonografischen und ikonologischen Analysen und einer Kontextualisierung. Zu diesem Zweck wird ikonografisches Material vergleichbar aufbereitet und untersucht, um Gemeinsamkeiten, Ähnlichkeiten und Wandlungen zu ermitteln, aber auch, um zu eruieren, welche neuen und welche einzigartigen Elemente in die Diagrammen aufgenommen worden sind. Die vergleichende Untersuchung wird astronomische Beobachtungen, Konzeptualisierungen der religiösen und mythologischen Vorstellungen und den Einfluss der griechischen und römischen Kulturen auf die Cluster bildlicher Elemente aufdecken und demonstrieren, welche Anpassungen aus der griechisch-römischen Kultur in den überlieferten astronomischen Dekorationen erkennbar sind.
Ziel dieser Studie ist es somit, das Korpus der Celestial Diagrams unter kulturhistorischen Perspektiven zu beleuchten, die Veränderungen der Konzepte zu analysieren und damit neue Interpretationen aus vor allem einer kulturimmanenten Sicht zu liefern.