Vom Zauber des Wassers

Die Wasserwelt und ihre Bewohner faszinieren den Menschen seit jeher. Welche Wunderwesen, welche Gefahren verbergen sich unter der schillernden Oberfläche der Flüsse, Seen und Meere? Schon früh wird von Wasserwesen erzählt, die den Menschen in ihren Bann ziehen. Die griechische Mythologie berichtet von den Sirenen, die ahnungslose Seefahrer mit ihrem Gesang betören, nur um sie dann hinterrücks zu überfallen und zu töten.

Wassergeister und ‑dämonen, Nymphen, Schlangenwesen oder der biblische Leviathan – weltweit finden sich in den Mythologien und im Volksglauben die unterschiedlichsten Figuren, die im und rund ums Wasser leben.

Verschiedene Gottheiten werden mit dem Wasser in Verbindung gebracht. In den altorientalischen Mythologien werden Meeresgötter als Anfang aller Dinge verehrt: Aus den Urozeanen gingen nicht nur andere Götter hervor – hieraus entstand sogar die ganze Welt. In der Antike wurden Flüsse und Meere personifiziert, wie der Rhein (Rhenus), der Nil (Nilus) und die Seine (Sequana). Gottheiten wie Poseidon/Neptun beherrschten das Meer. Im Alten Ägypten galt der Gott Hapi als Personifikation des Nils und der Nilschwemme, der in diesem Zusammenhang auch für Fruchtbarkeit steht. In vielen Kulturen wurden den Wasser- und Flussgottheiten Opfergaben dargebracht.

Die kulturübergreifend starke Verbindung von Wasser und Religion zeigen auch die zahlreichen heiligen Quellen oder Brunnen. Ihnen wird eine heilsame Wirkung auf Körper und Geist zugeschrieben, andere Quellen galten sogar als Orakelstätten.

„Die Okeaniden“ von Gustave Doré, 1860
Die mythologischen Okeaniden sind die zahlreichen Töchter der Meeresgötter Okeanos und Tethys. Wie Nymphen wirken sie im Meer und in Süßgewässern. Meist erscheinen sie in Frauengestalt.

Römische Münze mit Darstellung des Flussgottes Nilus, ca. 130–133 n. Chr.
Auf der Rückseite des Silberdenars ist der Flussgott Nilus dargestellt, eine römische Personifikation des Nils. Der Gott hält ein Füllhorn und Schilf in der Hand, ein Nilpferd und ein Krokodil flankieren die Szene.